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Anschaffung von Landschildkröten

Die nachfolgend beantworteten Fragen gehen den meisten Interessenten vor einer möglichen Anschaffung durch den Kopf und sollten auch unbedingt vor dem tatsächlichen Kauf der Tiere berücksichtigt werden!

Eine Anschaffung für das gesamte Leben

Die Anschaffung eines Hamsters, Hundes oder einer Katze ist von der Lebenserwartung aus gesehen ein überschaubarer Zeitraum. Die Anschaffung von Landschildkröten jedoch, ist eine Anschaffung für das gesamte Leben und sollte gut bedacht werden! Bei artgerechter Haltung muss sogar eine Vererbung in Betracht gezogen werden, denn Landschildkröten können bei artgerechter und naturnaher Haltung und Pflege über 100 Jahre alt werden.

Sind Landschildkröten für Kinder geeignet?

Italienische Landschildkröte (Testudo hermanni hermanni). (C) eloleo, fotolia.de

Italienische Landschildkröte (Testudo hermanni hermanni). (C) eloleo, fotolia.de

Landschildkröten sind keine domestizierten Haustiere, wie etwa der Hund. Es handelt sich vielmehr um Wildtiere, die jeden Kontakt mit etwas Fremdem als Bedrohung ansehen und gestresst werden. Da Kinder aber naturgemäß gerne etwas in ihren Händen halten und knuddeln wollen, sind Landschildkröten hier gänzlich ungeeignet. Bei der Haltung von Wildtieren ist generell darauf zu achten, dass man diese nur so häufig wie wirklich nötig anfasst. Dies kann man seinen Kindern selbstverständlich beibringen, sodass diese den richtigen Umgang mit Wildtieren erlernen. Die Hauptverantwortung muss allerdings bei den Eltern bleiben!

Einzelhaltung oder Gruppenhaltung?

Landschildkröten sollten idealerweise in einer Gruppe von mind. 3 Tieren gehalten werden. Ein allein gehaltenes Exemplar wird auf Dauer gegenüber den Artgenossen sozial abstumpfen, das heißt, es kann nichts mehr mit anderen Schildkröten anfangen und reagiert in den meisten Fällen mit einer aggressiven Verhaltensweise.

Wie viele Männchen/Weibchen?

Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass die Gruppe so zusammengestellt wird, dass potenzielle Auslöser von Stress vermieden werden. Hier denke ich insbesondere an Gruppen, in denen sowohl Männchen als auch Weibchen vorhanden sind, denn es ist für beiderlei Geschlechter stressfreier, wenn sie nur zeitweise zusammengehalten werden.

Männchen denken instinktiv nur an die Arterhaltung, was sich darin äußert, dass sie den ganzen Tag hinter den Weibchen her sind und sich paaren wollen. Dadurch kommen beide „Parteien“ niemals wirklich zur Ruhe. Sie werden gestresst, fressen wenig, sind anfälliger für Erkrankungen und es kann durchaus zu ernsthaften Verletzungen durch Bisse und das Aufreiten kommen.

Bei einer gemischten Gruppe sollten pro Männchen mind. 3 Weibchen vorhanden sein. Eine Pärchenhaltung ist auf Dauer für beide Geschlechter zu stressig und gefährlich!

Eine reine Männchen-Gruppe wird meiner Erfahrung nach nicht funktionieren. Reine Weibchen-Gruppen sind bei ausreichender Gehegegröße hingegen problemlos.

Unterschiedliche Arten zusammen halten?

Gerade Jungtiere benötigen den Kontakt zu ihren Artgenossen, um sich auf die eigene Art prägen zu können. Allein aus diesem Grund ist es schon unsinnig, verschiedene Arten oder Unterarten zusammen zu würfeln. Die Tiere würden später nicht mehr erkennen können, mit welcher Art/Unterart sie sich verpaaren müssen und mit welcher nicht. Dadurch würde es zu unkontrollierten Vermischungen kommen, was die über Jahrmillionen einzigartig gewordenen Gene wertlos werden ließe. Schildkrötenhalter, die solche Vermischungen zulassen, sollten einmal über die Evolution der Tiere nachdenken – jede Tierart auf diesem Planeten hat sich über einen unvorstellbar langen Zeitraum an den jeweiligen Lebensraum angepasst. Artspezifische Merkmale und Verhaltensweisen wären nach einer Vermischung für immer verloren.

Doch es gibt noch einen weiteren Grund, der gegen eine vermischte Haltung spricht. Unter den Reptilien gibt es viele verschiedene Krankheitserreger, die für die eine Art vielleicht ungefährlich sein mögen, für die anderen aber tödlich enden können.

Beispiel: Erreger A kommt im natürlichen Lebensraum der Griechischen Landschildkröten sehr häufig vor, sodass fast jede Griechische Landschildkröte den Erreger in sich trägt, dieser aber zu keinerlei Symptomen führt und die Schildkröte auch nicht krank wird. Evtl. leben beide sogar in einer Symbiose und nutzen sich somit gegenseitig. Werden nun Maurische Landschildkröten in die Gruppe integriert, für die der Erreger A absolut unbekannt ist und auf sie eine enorm krankmachende Wirkung besitzt, kommt es nach der Infektion zum Ausbruch von Symptomen. Die Maurischen Landschildkröten sind nun erkrankt, obwohl die Griechischen Landschildkröten topfit sind.

Dieses Phänomen kann man u. a. bei einigen Mykoplasmen beobachten, welche für das sogenannte „Runny-Nose-Syndrom“ verantwortlich sind. Daran erkranken vorzugsweise Maurische Landschildkröten, Breitrandschildkröten und Tropische Landschildkröten.

Wie viel Platz muss ich einplanen?

Für zwei ausgewachsene europäische Landschildkröten stellen 20 m² das absolute Minimum dar. Pro weiteres Exemplar empfiehlt sich eine Erweiterung der Freilandanlage um 5 bis 10 m².

Erwerben Sie eine Gruppe Jungtiere, ist es jedoch ratsam, das Freilandgehege der Größe der Tiere anzupassen. Es macht wenig Sinn, einjährige Nachzuchten in einem 20m² großen Gehege zu halten, da die Kleinen dort regelrecht verloren gehen würden. Im 1. und 2. Jahr sind 2 bis 4 m² völlig ok. Danach kann das Gehege stetig vergrößert werden.

Kann ich Neuzugänge direkt zu meinen Schildkröten setzen?

Auch wenn Sie den ursprünglichen Besitzer der Schildkröten kennen oder er Ihnen garantiert, dass seine Landschildkröten gesund sind, sollten Sie Neuzugänge auf keinen Fall einfach so direkt zu ihren bereits vorhandenen Schildkröten setzen. Sie würden dadurch Ihren gesamten Bestand gefährden!

Krankheiten sind bei Landschildkröten leider nicht auf den ersten Blick erkennbar und äußern sich teilweise erst sehr spät anhand von Symptomen, die ebenfalls unspezifisch und nicht für jeden sofort zu deuten sind.

Neuzugänge sind also auch dann als Infektionsquelle anzusehen, wenn sie selbst keinerlei Symptome zeigen!

Infektionen mit Endoparasiten (Befall mit Würmern und Einzellern), hartnäckigen Bakterien (z. B. Mykoplasmen) und Viren (v. a. Herpesviren) sind wohl die am häufigsten übertragenen Krankheiten unter Landschildkröten.

Durch den Umzug in ein neues Heim stehen Tiere immer unter Stress, was eine Erkrankung bzw. den Ausbruch einer bereits bestehenden Krankheit, durch das geschwächte Immunsystem, erleichtert.

Es ist also ratsam, eine neu erworbene Landschildkröte über einen Zeitraum von mind. 1 Jahr in einem Quarantänebereich unterzubringen. Etwa einen Monat nach dem Einzug werden bei uns die ersten Untersuchungen auf oben genannte Erreger durchgeführt. Die zweiten Untersuchungen erfolgen ein Jahr später, ca. einen Monat nach der absolvierten Winterstarre. Sind alle Untersuchungen „ohne Befund“, kann das Tier in die Gruppe integriert werden.

Muss ich täglich Futter suchen?

Natürlich benötigen Landschildkröten täglich frische Nahrung, die von einer ungedüngten Wildwiese oder aus dem heimischen Garten gesammelt wurde. Ist das Freilandgehege groß genug und sind dort unterschiedliche Bereiche zu finden, so werden dort stets die unterschiedlichsten Wildpflanzen wachsen und den Landschildkröten zur Verfügung stehen. In einem großzügig angelegten Gehege ist oftmals keine zusätzliche Fütterung von Hand nötig.

Welche Kosten kommen auf mich zu?

Immer wieder werden wir gefragt, was man denn alles benötigt, um Landschildkröten artgerecht halten zu können. Neben einem sonnigen und mind. 20m² großen Bereich im Garten, der zur einer Freilandanlage umstrukturiert werden kann, werden die im Folgenden aufgelisteten Kosten auf Sie zukommen.

Kosten für die Tiere selbst

Eine Nachzucht von einem seriösen Züchter kostet ca. 80 Euro pro Tier. Im Idealfall erwerben Sie jedoch eine Gruppe von 3-5 Exemplaren (240-400 Euro).

Kosten für Freigehege und Frühbeet

Artikel Preis
Umrandung des Geheges aus Holz, Pflanzsteinen oder Natursteinen ca. 200 Euro
Dolomitkalk 25 kg ca. 10 Euro
Spielsand 25 kg ca. 7 Euro
1 Samenmischung und 5 Pflanzen ca. 25 Euro
Beckmann Frühbeet 16mm Verglasung ca. 240 Euro
1 Korkröhre ca. 10 Euro
1 Wasserschale ca. 10 Euro
2 Schutzkörbe mit Fassung ca. 20 Euro
Philips PAR38 60 Watt E27 Flood ca. 7 Euro
Keramik-Heizstrahler 100W ca. 8 Euro
2 Thermo-Timer ca. 70 Euro
Erdkabel NYY-J 3×1,5mm² 50m ca. 30 Euro
Sepiaschalen ca. 4 Euro
Pflastersteine und Randsteine als Fundament für das Frühbeet ca. 50 Euro
Aufputz-Feuchtraum-Steckdose ca. 10 Euro
3-fach-Steckdosenleiste ca. 10 Euro
Automatischer Fensteröffner ca. 23 Euro
Robustes Vogelschutznetz 4x6m ca. 20 Euro
Gesamt für Außenanlage ca. 754 Euro

Kosten für das Notfall-Terrarium

Artikel Preis
Terrarium (kann z. B aus einem ausgedienten Schrank ganz einfach selbst gebaut werden, indem dieser innen mit Teichfolie ausgekleidet wird.) muss nichts kosten
Bodensubstrat (Gartenerde) aus dem Garten
LuckyReptile Bright Sun UV Komplettset ca. 125 Euro
Zeitschaltuhr ca. 5 Euro
1 Korkröhre ca. 10 Euro
1 Wasserschale ca. 10 Euro
1 Futterschale ca. 10 Euro
Pflanzen ca. 10 Euro
Sepiaschalen ca. 4 Euro
Gesamt für Notfall-Terrarium ca. 174 Euro

Kosten für die Winterstarre

Artikel Preis
Separater Kühlschrank 88 Liter ca. 145 Euro
Universal-Thermostat UT 300 zur Überwachung ca. 44 Euro
Passende Boxen für die Winterstarre ca. 20 Euro
Gesamt für Überwinterung ca. 209 Euro

Die einmaligen Kosten belaufen sich demnach ingesamt auf ca. 1300 Euro.

Hinzu kommen die laufenden Stromkosten (ca. 200 Euro/Jahr) und die Kosten für die jährliche Kotuntersuchung im Sommer (ca. 17 Euro/Jahr).

Wo erwirbt man Schildkröten am besten?

Ganz klar: Bei einem seriösen Züchter!

Leider findet man immer häufiger exotische Tierarten in Zoohandlungen, von denen sie oft auch noch auf engstem Raum angeboten werden. Zum Teil haben die Tiere noch niemals in ihrem Leben eine Winterstarre gehalten und werden mit Pellets, Obst und Gemüse ernährt. Die Tiere durften sich noch nie in feuchtem Substrat eingraben, sondern mussten immer auf trockenen Buchenholzspänen schlafen und fressen. Dies ist noch nicht das schlimmste Beispiel, denn es gibt leider auch Zoohändler die kranke Tiere anbieten.

Sollten die Tiere auf Sie einen kranken Eindruck machen, lassen Sie die Finger davon und kontaktieren Sie das zuständige Veterinäramt!

Es soll auch Zoohandlungen geben, die Ihre Tiere vorbildlich halten! Ich selber habe eine solche Zoohandlung noch nie gesehen – daher ist es wohl eher die Ausnahme. Die Preise schwanken meist zwischen 150,- EUR und 200,- EUR. Wenn Sie allerdings ein krankes Tiere kaufen, schießt die Summe natürlich weiter in die Höhe – also Finger weg von kranken Tieren, auch wenn Sie Mitleid haben, denn das gekaufte Tier wird dann wieder durch mind. ein neues ersetzt!

Die beste Variante ist ein erfahrener Züchter in Ihrer Umgebung. Dieser beantwortet Ihnen ihre Fragen gerne und vorallem richtig. Wenn Sie ihn besuchen, können Sie sich dessen Anlage genaustens anschauen um zu sehen, wie die Tiere gehalten werden. Zudem liegen die Preise auch deutlich niedriger.

Was muss für den Einzug vorbereitet werden?

Das Frühjahr ist die beste Zeit für die Anschaffung!

Wenn Sie sich nun einen geeigneten Züchter ausgesucht und bereits Kontakt mit ihm aufgenommen haben, müssen natürlich erst die Vorbereitungen für den „Einzug“ des Tieres getroffen werden. Die nötige Infrastruktur wie Freilandanlage und Not-Terrarium muss also fertig eingerichtet sein. Näheres zur Haltung erfahren Sie auf der eigenen Seite!

Was muss ich bei der Abholung beachten?

Vergewissern Sie sich, dass die Tiere gesund sind!

Der Kopf wird bei Berührung des Panzers ruckartig eingezogen und mit den Vorderbeinen geschützt. Der Panzer muss glatt und gleichmäßig geformt sein. Wenn er höckerig ist und eher wie eine Schokoladentafel aussieht, lassen Sie die Finger von solch einem Tier.

Die Augen müssen beide klar und dunkel sein. Keinesfalls dürfen sie trocken und eingefallen wirken oder gar verklebt und geschwollen sein oder tränen.

Die Nase muss frei und trocken sein. Die Atmung von Landschildkröten darf leicht hörbar sein. Wenn die Nase jedoch gelblich schleimig ist und eine schwere Atmung hörbar ist, ist die Gesundheit bedenklich.

Zunge und Schleimhäute sollten eine rosane Färbung aufzeigen und im Idealfall feucht, glatt und glänzend sein. Wenn die Schleimhäute blass erscheinen, ist das Tier ausgekühlt. Zeigt die Zunge Beläge, so können diese entweder von der Nahrung (meist dunkle Nahrungsreste) kommen oder krankheitsbedingt (helle Beläge) sein.

Die äußeren Hornschneiden sind physiologisch (also im Normalfall) gleichmäßig abgenutzt und scharf. Bei Tieren, welche zu weich/falsch ernährt werden, nutzen sich die Hornschneiden nicht genug ab, was zur Folge hat, dass ein regelrechter Papageienschnabel wächst. Mit einem solchen Schnabel ist die Nahrungsaufnahme erschwert oder gar unmöglich – in diesem Fall muss ein schildkrötenerfahrener Tierarzt durch Kürzung des Schnabels Abhilfe schaffen.

Die Beine sind kräftig, sodass sich das Tier beim Laufen waagerecht hält.

Die Futteraufnahme ist besonders bei Jungtieren ein wichtiger Teil ihrer Beschäftigung. Durch ihren gut ausgeprägten Geruchssinn können sie Leckerbissen auch über größere Entfernungen wahrnehmen und kriechen sogar aus ihrem Versteck. Testen sie dies beim Kauf, indem sie etwas Futter anbieten bzw. vom Züchter anbieten lassen.

Für die Haltung europäischer Landschildkröten benötigen sie die sogenannte gelbe EG-Bescheinigung, und zwar pro Tier ein eigenes Exemplar!

Diese ist mit dem Verkauf der Tiere an Sie zu übergeben, damit Sie die Tiere legal an Ihrer zuständigen Behörde anmelden können. Sollte Ihnen der Züchter etwas anderes erzählen und Ihnen keine EG-Bescheinigungen aushändigen können, nehmen Sie vom Kauf Abstand.

Es gibt auch hier einige schwarze Schafe, die schnelles Geld machen wollen und Ihnen Tiere ohne EG-Bescheinigungen anbieten, die aus illegalen, ausländischen Zuchtfarmen oder sogar direkt aus der Natur stammen! Kaufen Sie solche Tiere, machen Sie sich 1. strafbar und 2. unterstützen Sie damit den illegalen Handel sowie die Ausrottung der Arten.

Wie transportiere ich Landschildkröten?

Landschildkröten sollten besonders im Winter in großen Styroporboxen, welche die Wärme sehr gut speichern, transportiert werden. Bekommen kann man solche in fast jedem Zoohandel, der auch Fische anbietet. Im Sommer kann auch ein mit Heu ausgekleideter Karton Verwendung finden.


Eine Wärmflasche wird mit warmem (nicht heißem!) Wasser befüllt und in die Styroporbox gelegt (Wärmflasche ist natürlich nur im Winter nötig.)


Ein großes Handtuch wird gefaltet und darübergelegt.


Eine dicke Schicht aus Heu wird auf dem Handtuch ausgebreitet.


Im Heu sind die Schildkröten einfach besser geschützt, sollte beim Autofahren mal eine härtere Lenkung oder Bremsung notwendig sein. Zusätzlich wirkt es dämmend, was im Winter von Vorteil sein kann.