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Terrarium für Landschildkröten

Europäische Landschildkröten können ausschließlich in einer naturnah angelegten Freilandanlage artgerecht gehalten werden! Die Haltung in einem Terrarium ist nur als Übergangslösung vertretbar (z. B. bei einer Erkrankung bzw. Behandlung eines Tieres).

In dem auf dieser Seite vorgestellten Terrarium werden von uns im Normalfall keine Tiere gehalten, da europäische Landschildkröten, wie schon oben geschrieben, nur in einer naturnah angelegten Freilandanlage artgerecht gehalten werden können.

Wollte man europäische Landschildkröten im Haus artgerecht halten, so müsste ein enormer technischer Aufwand vorgenommen werden. Für 2-3 adulte Griechische Landschildkröten müsste beispielsweise eine Fläche von mind. 20 m² zur Verfügung stehen. Dies entspricht etwa der Fläche eines durchschnittlichen Wohnzimmers. Besser wären jedoch 20-30m², was bereits bei so manch einem Halter die Hälfte der gesamten Wohnfläche betragen könnte. Sie sehen also, dass eine artgerechte Haltung im Haus bereits aufgrund der Platzanforderung scheitert. Betrachtet man sich nun noch die nötige Technik, um die „Sonne ins Haus zu holen“, so wären geschätzt rund 10 hochwertige HQI-Strahler mit jeweils 125 Watt notwendig, um etwa die Hälfte der Anlage mit einer ausreichend hohen Lichtausbeute zu bestrahlen. Das dies utopische Stromkosten verursacht, dürfte jedem klar sein. Zusätzlich wären einige UV-Strahler notwendig, die eine noch höhere Wattzahl aufweisen. Dann müsste eine etwa 30cm tiefe Erdschicht vorhandein sein, um gewährleisten zu können, dass sich die Tiere auch eingraben und Weibchen Ihre Eier ablegen können. Ganz zu schweigen von der nötigen Bepflanzung, Bewässerung, Beregnung, Säuberung, dem regelmäßigen Erdaustausch usw. Eine artgerechte Haltung in einem normalen Haus ist also überhaupt nicht umsetzbar!

Größe und Platzierung des Terrariums

Unser Not-Terrarium war ursprünglich ein großer Schrank. Um ihn als Terrarium verwenden zu können, musste er lediglich mit dünner Teichfolie ausgelegt werden. So hat man ganz schnell und preiswert ein großes Terrarium geschaff

Das Terrarium ist 180 x 80 x 40 cm groß und in einer Ecke des Raumes platziert. Falls Sie ihr Terrarium aufgrund des Lichtes am Fenster platziert haben, so darf dort nicht gelüftet werden, da der entstehende Luftzug auf Dauer zu gesundheitlichen Problemen führen würde.

Bodengrund für Landschildkröten

Grundsätzlich ist es ist wichtig, dass das im Terrarium verwendete Substrat (wie auch draußen im Frühbeet) leicht feucht zu halten ist, nicht schimmelt, trittfest ist, nicht staubt, neutral riecht und den Tieren beim Fressen nicht schaden kann.

Im Krankheitsfall ist es oftmals nötig, die erkrankten Landschildkröten nur auf Zeitungspapier zu halten (also gänzlich auf Substrat zu verzichten), um z. B. eine Reinfektion (Wiederansteckung) zu vermeiden. Dies sollte z. B. bei der Behandlung gegen Endoparasiten (Würmer, Einzeller) strikt eingehalten werden!

Vor- und Nachteile der Substrate

Humose Gartenerde

+ natürliches Substrat, ohne Zusätze
+ kostet nichts (vorausgesetzt, man hat einen eigenen Garten)
+ leicht zu beschaffen (insb. wenn Maulwürfe den Garten bewohnen)
in einigen Gebieten relativ lehmhaltig und klebrig

Anmerkungen: ideales Substrat, kann auch mit etwas Sand vermischt werden.

Aufzuchterde / Aussaaterde

z. B. Floragard Schildkröten-Substrat (Floraton-3)

+ lockeres Substrat
+ saugfähig
+ leicht feucht zu halten
muss erworben  werden

Rindenhumus (kein Rindenmulch!)

+ fast überall käuflich zu erwerben
+ lockeres Substrat
+ ebenfalls relativ saugfähig
muss erworben werden
leider oft noch Pestizidrückstände enthalten

Anmerkungen: Dieses Substrat sollte am besten mit normaler Gartenerde vermischt werden!

Kokosfaserhumus (keine Chips!)

+ überall käuflich zu erwerben
+ lockeres Substrat
+ sehr saugfähig
muss erworben werden
manchmal etwas zu sauer

Anmerkungen: Manche Sorten sollten mit etwas Kalk (z. B. feiner Kalksplitt) vermischt werden, um den ph-Wert auszugleichen.

Ungeeignete Substrate sind z. B.

  • Katzenstreu
    -> ist, wie der Name schon sagt, nur für die Katzentoilette geeignet.
  • Buchenholzspäne
    -> nicht saugfähig, nicht trittfest, schimmelt schnell, nicht grabfähig, kann die Tiere bei Verschlucken umbringen.
  • Heimtierstreu
    -> nicht feucht zu halten und schimmelt sehr schnell.
  • Sand (pur)
    -> kann pur zu einem Darmverschluss führen, daher bitte nur als Mischsubstrat verwenden
  • Heu / Stroh
    -> nicht feucht zu halten, schimmelt rasend schnell, nicht trittfest.
  • Tongranulat
    -> nicht trittfest, nicht grabfähig, schadet beim Aufnehmen.
  • Torf
    -> staubig, trocknet schnell aus, nicht ausreichend grabfähig.
  • Blumenerde
    -> zu stark gedüngt.
  • Zeitungspapier
    -> nicht grabfähig, nicht ausreichend saugfähig, unnatürlich, kann in größeren Mengen schaden. Nur im Krankheitsfall geeignet, aufgrund der Reinfektionsgefahr!

Sinnvolle Versteck- und Klettermöglichkeiten

Es ist für das Wohlbefinden der Tiere äußerst wichtig, dass sie sich jederzeit in einen Unterschlupf zurückziehen können – nur dort fühlen sie sich sicher. Holzhütten bilden in Verbindung mit feuchtem Substrat oft Schimmel und sollten daher gemieden werden. Auch Steinhöhlen sind nicht sehr sinnvoll, da sich gerade Schlüpflinge daran leicht ihren Panzer verkratzen und aufscheuern könnten. Viel besser eignen sich Korkrindenröhren, durch die die Tiere auch mal hindurchlaufen und hinaufklettern können.

Halten sie in jedem Fall vom Kauf einer Heizhöhle oder eines -steines Abstand! Schildkröten verbinden nur Licht mit Wärme und suchen, wenn sie sich abkühlen wollen/müssen, immer eine schattige Zone oder ihre Versteck auf. Sie verstehen aber nicht, dass die Höhle beheizt ist und verbleiben im Inneren mit der Folgegefahr einer Überhitzung!

Bei den Schlüpflingen werden die Verstecke mit feuchtem Sphagnum-Moos ausgelegt, da dieses die Feuchtigkeit sehr gut hält.

Einige Steinbrocken und -platten sind ratsam, denn beim Hinüberlaufen nutzen sich die Krallen der Schildkröten auf natürlichem Wege ab und müssen nicht per Hand gekürzt werden.

Wasserstelle und Futterplatz

Als Trink- und Badeschale dient entweder ein flacher Tonuntersetzer, der allerdings glasiert sein sollte, damit er leichter zu reinigen ist, oder aber eine optisch ansprechendere Wasserschale. Diese muss täglich gereinigt und mit frischem Wasser befüllt werden. Schildkröten trinken zwar relativ selten, aber sie tun es – auch wenn sie ihre Schildkröten dabei nur selten beobachten können!

Eine große und glasierte Fließe dient als Futterstelle. So kann man Futterreste leicht entfernen und verhindert, dass diese sich mit dem Substrat vermischen.

Verschiedene Klimazonen

Das Terrarium muss in mind. zwei Zonen eingeteilt werden. Zum Einen in einen trockenen und warmen Bereich, wo sich die Tiere auch unter ihrem Strahler (siehe weiter unten) auf ihre Stoffwechseltemperatur von 35-37°C bringen können. Hier darf auch das Substrat trockener sein. Unter dem Strahler, welcher als Aufwärmemöglichkeit dienen soll, sollte eine flache Steinplatte platziert werden, damit sich die Wärme gleichmäßig verteilen kann. Zwischen Steinplatte und dem Strahler muss eine lokale Temperatur von 40 – 45°C erzeugt werden.

Zum Anderen muss auch eine feuchte und kühlere Zone vorhanden sein, wo sich die Tiere abkühlen und schlafen können. Dieser Bereich muss stets feucht gehalten werden, da die Tiere beim Schlafen im Substrat auch über die Haut und Kloake Flüssigkeit aufnehmen müssen. Die oben genannten Versteckmöglichkeiten sind logischerweise in der kühleren Zone anzubringen.

Bepflanzung im Terrarium

Natürlich sollten ein paar Pflanzen auch nicht fehlen. Diese erhöhen die Luftfeuchtigkeit und sorgen auch allgemein für ein besseres Klima. In meinem Terrarium befinden sich folgende Pflanzen: Aloe vera, Zimmer-Hibiskus Hibiscus, Grünlilie Chlorophytum, Golliwoog Callisia repens, Bubiköpfchen Helxine soleirolii, Efeutute Epipremnum aureum und ein paar Grasbüschel.

Außerdem habe ich noch einen Blumenkasten an den Rand des Terrarium gehängt. Darunter ist es immer feucht und schattig, sodass die Tiere diesen Platz zum Schlafen bevorzugen. Die herunterwachsenden Triebe können später von den Tieren abgefressen werden.

Beleuchtung im Terrarium

Licht spielt im Leben und in der Haltung von Landschildkröten mit die wichtigste Rolle, denn zum einen bringen sich die Tiere so auf die nötige Stoffwechseltemperatur, damit alle lebenswichtigen Vorgänge im Körper optimal ablaufen können. Aus diesem Grund verbinden Landschildkröten auch nur helles Licht mit Wärme. Zum Anderen führen die UVB-Strahlen zur Bildung des Vitamin D3, welches notwendig ist um das aufgenommene Calcium in Knochen- und Panzergewebe einzulagern, damit ein gesundes und stabiles Skelett aufgebaut werden kann. Schildkröten werden durch die Lichtintensität, -qualität und -menge stark beeinflusst (Tag-Nacht-Rhythmus, Einstellung auf die Winterstarre und Hormonproduktion). Keine Lampe der Welt kann die echte Sonne ersetzen, weshalb man eine möglichst ganzjährige Freilandhaltung anstreben sollte! In den natürlichen Lebensräumen der mediterranen Landschildkröten hat das Sonnenlicht 80.000 bis 120.000 Lumen und sogar an relativ bewölkten Tagen noch 40.000 bis 65.000 Lumen. Zum Vergleich: Eine Halogen-Metalldampflampe (kurz HQI) hat nur ca. 6.000 Lumen. Es ist also dringend notwendig, mediterrane Landschildkröten so lange wie möglich im Freien an der echten Sonne zu halten!

Optimale UV-B-Bestrahlung im Terrarium

Auch wenn man Landschildkröten nur für kurze Zeit im Terrarium hält, sollte den Tieren auch hier eine optimale UV-B-Beleuchtung angeboten werden. Dabei ist darauf zu achten, dass man sich nicht irgendeinen Strahler vom Zoofachhandel aufschwatzen läßt, sondern die richtige Wahl zu treffen hat!

Es gibt viele miserable Leuchtmittel im Handel, die man häufig nicht einmal wirklich als „Lichtquelle“ bezeichnen kann…

Grundbeleuchtung

Als Grundbeleuchtung (ganztägig) haben sich am besten die so genannten Halogen-Metalldampflampen (HQI) bewährt, da diese dem natürlichen Tageslicht am nächsten kommen. HQI-Lampen strahlen sehr helles Licht ab, was bei Schildkröten (wie oben bereits geschrieben) sehr wichtig ist. Neben den HQI-Lampen gibt es auch noch Quecksilberdampf-Hochdrucklampen (HQL), die hingegen mehr Wärme als Licht abstrahlen und ein eher unnatürliches Licht erzeugen, was meiner Meinung nach höchstens als zusätzliche Beleuchtung geeignet ist.

HQI = mehr Licht als Wärme | HQL = mehr Wärme als Licht

Auch wenn HQI-Lampen weniger Wärme als HQL-Lampen abstrahlen, reicht diese selbst bei meiner 70 W-Lampe immernoch aus, um punktuell eine Wärme von über 40°C zu erreichen, was bei der Haltung von mediterranen Landschildkröten notwendig ist, um den Tieren eine Erwärmung auf 35°C-Stoffwechseltemperatur ermöglichen zu können. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich bei meiner HQI-Lampe bewusst das Schutzglas entfernt habe, da dies eine höhere UVB- und Wärmeausbeute ermöglicht. Es ist jedoch Vorsicht geboten, wenn man mit Wasser im Terrarium arbeitet – jeder handelt auf eigene Gefahr – da es sich eigentlich um ein Verstoß gegen die VDE-Richtlinien handelt, ist jeder selber für Schäden verantwortlich!

In meinem Notfall-Terrarium verwende ich einen HQI-Strahler „Philips CDM-T 70 W“ mit einem Abstand zu den Tieren von etwa 20 cm. Der Abstand muss jedoch bei jedem Terrarium individuell angepasst werde, da es sich danach richtet, ob der Strahler auch gleichzeitig als Wärmequelle genutzt werden soll oder nicht. Wenn ja, muss die Höhe bestimmt werden, bei der eine punktuelle Temperatur von 40°C entsteht. Es empfiehlt sich, unter diesem Strahler eine flache Steinplatte zu platzieren, die die Wärme auf natürliche Weise auch von unten abgibt.

Bei HQI-Strahlern sollte man immer die Lichtfarbe NDL (neutral weiß) vorziehen, da diese dem natürlichen Sonnenlicht am ähnlichsten ist!

Zusatzbeleuchtungen

Zusätzliche UV-B-Quelle: Da ein HQI-Strahler nicht die nötigen Mengen an UV-B abstrahlt, sollte in jedem Fall eine zusätzliche UV-B-Quelle installiert werden. Gute Erfahrungen habe ich mit der Osram Ultra-Vitalux 300 W gemacht, die nur für eine tägl. Kurzbestrahlungen geeignet ist. Anfangs wird täglich für 5min bestrahlt; alle 3 Tage wird um 2min verlängert bis schließlich die Maximaldauer von 20min erreicht wird. Der Abstand zum Tier muss bei der „Osram Ultra-Vitalux 300 W“ mind. 80cm betragen!

Mitlerweile bin ich dazu übergegangen eine „ZooMed Powersun 160 W“ zu verwenden, da dieser zum einen UV-B abstrahlt und zum anderen ganztags angeschaltet sein kann, was bei der „Osram Ultra-Vitalux 300 W“ nicht der Fall ist.

Zusätzliche Wärme: Wenn der angebrachte HQI-Strahler nicht die erforderliche Wärme von punktuell ca. 40°C erreicht, muss zusätzlich ein Spotstrahler oder die schon oben genannte ZooMed Powersun installiert werden.

Ungeeignete Licht- bzw. Wärmequellen

  • Leuchtstoffröhren
    (geben nur sehr kurze Zeit UVB-Strahlen ab!)
  • Energiesparlampen
    (geben ebenfalls nur sehr kurze Zeit UVB-Strahlen ab!)
  • Heizmatten
    (unnatürlich, da Wärme in der Natur immer von oben kommt und mit Licht verbunden ist; Verbrennungsgefahr!)
  • Heizsteine
    (unnatürlich, da Wärme in der Natur immer mit Licht verbunden ist; Verbrennungsgefahr!)
  • Dunkelstrahler
    (nur zur Raumbeheizung wie bspw. in der Schutzhütte geeignet!)
  • Normale Glühbirnen
    (viel zu dunkel!)

Wie lange muss die Beleuchtung angeschaltet sein?

Licht und Wärme müssen stets der Jahreszeit angepasst werden!

Steuern kann man die Beleuchtung im Terrarium am einfachsten mit solchen Zeitschaltuhren.
Die Heizung in den Schutzhäusern steuere ich mit sogenannten Thermo-Timern, die in einem eisntellbaren Intervall eine einstellbare Temperatur halten. Somit kann man den obigen Plan problemlos in die Praxis umsetzen.