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Schlupf von Landschildkröten

Der Schlupf ist immer wieder ein schönes und zugleich faszinierendes Ereignis. Innerhalb von nur 2 Monaten entwickelt sich eine fix und fertige Schildkröte im Ei, welche mit allem ausgestattet ist, was sie zum Überleben benötigt. Eine Brutpflege oder gar Aufzucht durch das Muttertier findet in keiner Weise statt.

Beginnender Schlupf einer Griechischen Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri). Foto: Dominik Müller

Beginnender Schlupf einer Griechischen Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri). Foto: Dominik Müller

Beim Schlupf wird als erstes, mit der über der Nase befindlichen „Eischwiele“, ein kleines Loch in die Eischale geritzt, um schließlich an dieser Stelle das erste Mal das Licht der Welt zu erblicken.

Schlupf einer Griechischen Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri). Der sog. Eizahn ist gut zu erkennen. Foto: Dominik Müller

Auf dem obigen Bild ist gut die sogenannte Eischwiele (oft auch Eizahn genannt) erkennbar. Dieser kleine Höcker dient dazu, die Innenhaut des Eies zu durchritzen, um anschließend durch die eigentliche Eischale hindurchbrechen zu können.

Nach einer Verschnaufpause, die bis zu 2 Tage andauern kann und in der sich der Dottersack in das Tier zurückzieht, beginnt der Schlüpfling das Loch weiter zu vergrößern, um sich mit Hilfe der Vorderbeine schhließlich komplett aus dem Ei befreien zu können.

Ein Schlüpfling, der noch nicht aus seinem Ei möchte 🙂 Foto: Dominik Müller

Wenn das Ei aufgebrochen ist, ruht sich der Schlüpfling i. d. R. erneut aus um sich von dem anstrengenden Akt zu erholen. Diese Pause kann wieder Tage andauern (meist jedoch nur 1/2 bis 1 Tag). In der Natur verbleiben die Schlüpflinge noch Tage in ihrer Eihöhle, um sich schließlich alle gemeinsam, meist nach einem Regenguss, an die Oberfläche zu graben.

Erst danach fängt der Schlüpfling an, die ersten Zentimeter zu laufen um sich schnell in Sicherheit zu bringen, denn in der Natur wäre er ein gefundenes Fressen für allerlei Tiere.

Frisch geschlüpfte Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri). Foto: Dominik Müller

Frisch geschlüpfte Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri). Foto: Dominik Müller

Von oben betrachtet haben die frisch geschlüpften Schildkröten noch die ovale Form des Eies. Nach 1-2 Tagen haben sich die Schildkröten gestreckt und die Eiform ist verschwunden.

Panzeranomalien (Fehlbildung von Schilden)

Panzeranomalien entstehen in der Regel durch zu hohe Temperaturen oder Störungen während der Inkubation und sind, bei nur leichter Ausprägung, völlig ungefährlich. Es handelt sich hierbei um rein optische Fehler. Trotzdem sollte man natürlich versuchen, die Temperaturen beim nächsten Mal etwas herunterzufahren oder eine Nachtabsenkung zu betreiben bzw. Störungen zu unterlassen. Es gibt auch schwerwiegendere Anomalien, die sich nicht nur auf die Hornschilde beziehen, sondern auch Gliedmaßen oder Organe betreffen können.

Zwillinge der Griechischen Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri). Foto: Bettina Schwarz

Nicht vollständig entwickelte Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri). Foto: Dorothee Backes

Es ist selten aber möglich, dass zwei Schildkröten aus einem Ei schlüpfen. Die Zwillinge teilen sich -wie auf dem linken Bild zusehen- jedoch nur einen Dottersack. Dieser muss nach kurzer Zeit abgebunden und getrennt werden, da sich die Kleinen ansonsten gegenseitig einziehen würden. Wenn ein Tier deutlich größer ist als das andere, steht die Chance gut, dass das größere durchkommt.

Leider gibt es auch traurige Momente wie das rechte Bild eines abgestorbenen Schlüpflings zeigt. Die häufigsten Ursachen sind zu hohe Bruttemperaturen, Durchleuchten der Eier, falsches Brutsubstrat (falsche Anwendung), krankes Muttertier etc. Auch eine Durchleuchtung der Eier -zur Kontrolle der Entwicklung- ist zwar interessant, kann aber auch einen Frühschlupf auslösen und sollte daher im letzten Drittel der Inkubation nicht mehr durchgeführt werden!