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Erkrankungen der vorderen Atemwege

Infektionen der vorderen Atemwege sind eine der häufigsten zu beobachtenden Erkrankungen bei von uns gehaltenen Landschildkröten. Oftmals kommt es bei längerem Fortbestehen der Krankheit, zu einem Übergreifen der Erkrankung auf die unteren bzw. hinteren Atemwege (Bronchien und Lunge), sodass sich rasch eine Lungenentzündung (Pneumonie) bilden kann.

Für Erkrankungen der vorderen Atemwege werden auch die folgenden englischen Bezeichnungen synonym verwendet:

  • Runny Nose Syndrom (RNS)
  • Upper Respiratory Tract Disease (URTD)

Symptome (Krankheitsbild)

  • Atemgeräusche (ungewöhnliche Zisch-/Pfeifgeräusche)
  • erschwerte Atmung (später mit geöffnetem Maul)
  • Nasenausfluss (wässrig bis eitrig)
  • geschwächtes Allgemeinbefinden bis Apathie
  • Inappetenz durch behinderten Riechsinn
  • Schwellung der Augenlider (oft Begleitsymptom)

Diagnose (Feststellung)

Anhand der vorliegenden Symptomatik (insb. der Nasenausfluss) kann schnell die Diagnose einer Atemwegsinfektion gestellt werden. Zum Nachweis der jeweiligen Erreger haben sich Nasenspülproben bewährt. Dabei wird das Maul der Schildkröte zugehalten und die Nase mit Kochsalzlösung gespült und die Probe wieder mit einer Spritze aspiriert (aufgesogen). Die gewonnene Probe wird anschließend auf bakterielle und virale Erreger untersucht. Bei den meisten Atemwegsinfektionen stellen Mykoplasmen die Haupterreger dar. Dabei ist jedoch zu erwähnen, dass es Arten gibt, die besonders empfindlich auf Mykoplasmen reagieren (z. B. Maurische Landschildkröten, Breitrandschildkröten und tropische Arten) während einige Arten bei Mykoplasmeninfektionen scheinbar nur selten Symptome ausbilden (z. B. Griechische Landschildkröten).

Neben Mykoplasmen spielen auch virale Infektionen eine nicht unerhebliche Rolle bei Erkrankungen der Atemwege. So äußern sich besonders Infektionen durch Ranaviren und Herpesviren ebenfalls mit einem ähnlichem Krankheitsbild. Meist liegen hier jedoch noch weitere Symptome, wie Schleimhautentzündungen (Stomatitis) und Beläge im Maul- und Zungenbereich, vor.

Der Tierarzt sollte zur Abklärung der Schwere der Infektionen eine Röntgenaufnahme mit craniocaudalem Strahlengang (also von vorne nach hinten) anfertigen. Anhand des Röntgenbildes lässt sich feststellen, ob auch bereits die Lunge von der Infektion betroffen ist. Ist die Lunge betroffen, ist eine (meist einseitige) Verschattung zu erkennen.

Therapie (Behandlung)

Da eine nicht artgerechte Haltung meist die Hauptursache für Erkrankungen ist, reicht bei sehr leichten Infektionen oftmals schon die Optimierung der Haltung aus. Dennoch sollte das betroffene Tier zunächst in Einzelhaltung untergebracht werden, um Ansteckungen anderer Gruppenmitglieder zu vermeiden.

Bei schwereren Erkrankungen sollte das Tier nach Erregernachweis mit den entsprechenden Medikamenten behandelt und dabei in Quarantäne auf Zeitungspapier gehalten werden. Die Temperaturen und UVB-Strahlungsintensität sollten während der Behandlung sommerlich hoch sein.

Ätiologie (Ursache)

  • geschwächtes Immunsystem
    • durch falsche Haltung
    • durch zu wenig Platz
    • durch falsche Gruppenzusammenstellung
    • durch andere Stressfaktoren
  • Infektionen
    • Ansteckung mit Viren
    • Ansteckung mit Bakterien
    • Ansteckung mit Pilzen (selten)

Prophylaxe (Vorbeugung)

  • artgerechte Haltung und Ernährung
  • Quarantänezeit (mind. 1 Jahr!) bei Neuzugängen strikt einhalten
  • nur gleiche Arten zusammen halten
  • ausreichendes Platzangebot

Prognose (Aussicht auf Heilung)

Leichte Infekte sind meist wieder rasch zu bewältigen. Erfahrungsgemäß sind jedoch Landschildkröten, die bereits schon einmal an einer Erkrankung der Atemwege gelitten haben, auch in Zukunft anfälliger als andere Tiere. Infektionen durch Mykoplasmen sind bei empfindlichen Arten leider immer wieder dafür verantwortlich, dass Infektionen nicht gänzlich ausheilen.

Bei Vorliegen einer Herpesvirose kann ein Therapieversuch mit den entsprechenden antiviralen Medikamenten gestartet werden. Oftmals können die Tiere bei optimaler Haltung ein fast sorgenfries Leben führen. Bei einer deutlichen Verschlimmerung des Zustandes (ständige Atemnot, keine Nahrungsaufnahme mehr, apathischer Zustand), sollte aber auch über das Einschläfern des betroffenen Tieres nachgedacht werden.

Übertragung (Ansteckungsgefahr)

Erkrankungen der oberen Atemwege sind für andere Schildkröten ansteckend, nicht aber für den Menschen. Das Herpesvirus der Schildkröte ist für andere Schildkröten äußerst ansteckend, jedoch keinesfalls ansteckend für den Menschen.