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Voraussetzungen zur Zucht

Die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Zucht ist zweifellos eine artgerechte und naturnahe Haltung der Zuchttiere. Dazu gehört einerseits die richtige Größe und Gestaltung der Anlage und zum anderen ein dem natürlichen Habitat nachempfundenes Klima.

Schlupf einer Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri), Foto: Dominik Müller

Schlupf einer Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri), Foto: Dominik Müller

Nur wenn sich die Schildkröten in ihrer Umgebung wohlfühlen, kann mit einer erfolgreichen Vermehrung und einer 100%igen Schlupfrate gerechnet werden.

Auswahl der geeigneten Zuchttiere

Es ist äußerst wichtig, dass die zu vermehrenden Schildkröten der gleicher Art bzw. Unterart angehören. Nur dann können sich gesunde und kräftige Nachzuchten entwickeln. Paaren sich zwei verschiedene Arten bzw. Unterarten, kommt es zu einer Vermischung und die Vielfältigkeit bzw. Reinheit der Arten, welche sich über Jahrtausende entwickelt hat, wäre auf einen Schlag für immer verloren. Mischlinge sind häufig schwächer und es kommt zu Ausfällen im Gelege. Außerdem weiß man bis heute kaum etwas darüber, wie sich eine solche Vermischung auf die folgenden Generationen auswirkt und ob sie negative Einflüsse mit sich bringt. Neben diesen genetischen Problemen muss auch bedacht werden, dass jede Art ihr ganz eigenes Paarungsverhalten aufweist und durch die z. T. enormen Unterschiede in der Balz auch ernsthafte Verletzungen entstehen können.

Es empfiehlt sich aus den oben genannten Gründen Arten und Unterarten immer separat in extra angelegten Freilandgehegen zu halten und dort zu vermehren.

Pärchen der Griechischen Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri), Männchen rechts, Weibchen links, Foto: Dominik Müller

Pärchen der Griechischen Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri), Männchen rechts, Weibchen links, Foto: Dominik Müller

Bei der Zusammenstellung einer Zuchtgruppe muss unbedingt darauf geachtet werden, dass es zu keiner Stressentwicklung kommt, d. h. das Verhältnis von Männchen zu Weibchen muss mindestens 1:3 betragen, damit die Weibchen jeweils nicht zu sehr bedrängt werden. Außerdem muss eine temporäre Trennung nach Geschlechtern möglich sein, denn der Arterhaltungstrieb der männlichen Exemplare ist nicht zu unterschätzen und so kann es durchaus vorkommen, dass ein Männchen tagsüber ununterbrochen die Weibchen belästigt, was einerseits zu starker Stressentwicklung führt und zum Anderen schmerzhafte und entzündungsanfällige Verletzungem im Kloakenbereich nach sich ziehen kann. Aus diesem Grund muss das Freilandgehege der Zuchttiere so groß wie möglich angelegt werden. Die Tiere müssen sich jederzeit aus dem Weg gehen können.

Männchen mediterraner Landschildkröten sind oftmals ganzjährig in Paarungsbereitschaft und zeigen dies eindrucksvoll durch ein ständiges Verfolgen der Weibchen. Um den dadurch für beide Parteien entstehenden Stress zu verhindern, sollte man die Männchen nicht ständig mit den Weibchen zusammenhalten. Gerade in der Zeit der Eiablage zieht es fatale Folgen nach sich, wenn die Weibchen gestört werden, es kommt nämlich zu einer Legenot (Einstellen der Legetätigkeit), die unbehandelt zum Tod des betroffenen Weibchens führen würde.

Eine Trennung nach Geschlechtern sollte in jedem Falle praktiziert werden, sollte es bereits zu Verletzungen, Krankheiten, einer Legenot, einer geringen Befruchtungsrate oder zu schwachen Jungtieren gekommen sein!

Pärchen der Maurischen Landschildkröte (Testudo graeca ibera), Männchen links, Weibchen rechts, Foto: Dominik Müller

Mediterrane Landschildkröten sind mit etwa 5-7 Jahren (Männchen) bzw. 7-10 Jahren (Weibchen) geschlechtsreif – dies sollte bei dem Zusammenstellen der Zuchtgruppe ebenfalls berücksichtig werden, denn es bringt logischerweise wenig, wenn ein 10-jähriges Männchen mit einem 5-jährigen Weibchen zusammengehalten wird. Der Größenunterschied wäre zu hoch und zu junge Weibchen sind für eine Paarung noch nicht bereit, was zu Verletzungen führen kann.

Viele Halter machen den Fehler und schaffen sich einige semiadulte bis adulte Tiere an und halten diese gleich nach dem Einzug gemeinsam in einem Freilandgehege, was nicht selten zu Probleme führt, denn die Tiere kennen sich noch nicht und wollen das Freilandgehege für sich beanspruchen. Es kommt daher häufig zu Revierkämpfen, bei denen es heftige Attacken geben kann. Man sollte sich auch immer vor Augen halten, dass neu erworbene Tiere potenzielle Krankheitsträger sind, die z. B. Darmparasiten oder Herpesvirose auf die anderen Gruppenmitglieder übertragen können. Aus diesem Grund ist eine mind. einjährige Quarantänezeit dringend zu empfehlen, bevor man ein neuerworbenes Tier in die Gruppe integriert!

Hügel aus Sand und Erde – der ideale Platz zur Eiablage

Weibchen sind bei der Suche nach einem geeigneten Platz zur Eiablage sehr wählerisch und behalten die Eier lieber weiterhin in sich, wenn kein Platz gefunden wird. Dies führt häufig dazu, dass die Weibchen die Eier überhaupt nicht ablegen und eine Legenot erleiden. Um dem vorzubeugen und den Schildkröten-Weibchen entgegen zu kommen, sollte man mehrere Ablagehügel errichten.

Griechisches Weibchen (Testudo hermanni boettgeri) beim Ausheben der Eigrube. Foto: Dominik Müller

Griechisches Weibchen (Testudo hermanni boettgeri) beim Ausheben der Eigrube. Foto: Dominik Müller

Diese Hügel sind an sehr sonnigen und heißen Plätzen des Freilandgeheges platziert und bestehen aus einem Sand-Erde-Gemisch (ca. 50:50) und sind etwa 40 cm hoch. Umrandet werden sie mit Palisaden oder Natursteinen. Auf der Südseite sollte sich (wie oben auf dem Bild zusehen) eine Schräge befinden, über die die Weibchen hinaufgelangen können. Die südliche Ausrichtung begünstigt ein schnelles Aufwärmen des Substrats, was für die Weibchen, bei der Suche nach einem geeigneten Platz, ein wichtiges Kriterium ist.