Der Verdauungstrakt der Schildkröten beherbergt eine Vielzahl an tierischen Lebewesen. Einige davon können für die Schildkröten jedoch zu einer Gefahr werden. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn das Immunsystem der Schildkröte (aufgrund von Stress und/oder falschen Haltungsbedingungen) geschwächt ist oder die Schildkröte falsch ernährt wird und sich Endoparasiten in großer Zahl vermehren können.
An dieser Stelle sei jedoch zu erwähnen, dass besonders häufig Oxyuren bzw. Oxyuriden im Verdauungstrakt von Landschildkröten zu finden sind, ohne dass diese den Tieren unmittelbar schaden. Ein geringgradiger Befall ist demnach unproblematisch und bedarf keiner medikamentösen Behandlung. Gefährlich wird es jedoch, wenn ein Befall durch Stressfaktoren ausartet und der Verdauungstrakt seiner Funktion nicht mehr in ausreichendem Maße nachkommen kann. Ein mittel- bis hochgradiger Befall führt vor allem dazu, dass dem Wirtstier (der Schildkröte) nicht mehr genügend Nährstoffe zur Aufnahme über die Darmschleimhaut zur Verfügung stehen, sodass es auf Dauer zu Mangelerscheinungen, Austrocknung und Schwächung des Organismus‘ kommt. Hinzu kommt noch, dass die von den Würmern ausgeschiedenen Stoffwechselendprodukte auf Dauer in hohem Maße toxisch (vergiftend) wirken, was insb. Leber und Nieren stark belastet.
Symptome (Krankheitsbild)
Bei einem mittelgradigen bis hochgradigen Wurmbefall kommt es zu folgenden Symptomen:
- vermehrte Aufnahme von Nahrung oder Fremdstoffen, wie z. B. kleinen Steinchen (bleibt oftmals umbemerkt)
- Durchfall (durch gestörte Darmflora/-fauna) oder Verstopfung (bei massivem Befall; vor allem bei Spulwurmbefall)
- Polydipsie (vermehrte Wasseraufnahme, bedingt durch den Wasserentzug durch die Endoparasiten)
- Schwäche bis gänzliche Inaktivität (bedingt durch massiven Entzug von Nährstoffen, Flüssigkeit)
- Blutarmut und Organschädigung (bei hochgradigem Befall)
Diagnose (Feststellung)
Dass man einen Wurmbefall immer anhand von sichtbaren Würmer oder Eiern im Kot der Tiere feststellen kann, ist ein geläufiger Irrglaube vieler Halter. Ein endoparasitärer Befall kann nur mittels mikroskopischer Kotuntersuchung sicher festgestellt werden, denn es werden nicht stetig Würmer bzw. Wurmeier über den Kot ausgeschieden! Daher sollte es bevorzugt zu einer Untersuchung einer Sammelkotprobe kommen. Dabei wird der Kot verschiedener Schildkröten über 3 Tage gesammelt und mit ein paar Tropfen Wasser haltbar gemacht. Aufbewahrt werden sollte der Kot zwischendurch im Kühlschrank bei ca. 5°C.
Jeder fachkundige Tierarzt (der sich mit Reptilien befasst) ist in der Lage den Kot zu untersuchen oder von einem Labor (z. B. exomed) untersuchen zu lassen. Dabei wird der Kot oftmals im Flotationsverfahren angesetzt, was wie folgt funktioniert:
Eine etwa erbsengroße Menge möglichst frischer Kot wird in ein vorgefertigtes Gefäß gebracht und mit einer Lösung (mit größerem spezifischem Gewicht) vermischt und angereichert. Die Eier werden aus dem Kot gelöst und an die Oberfläche geschwemmt, wo sie mit Hilfe eines Deckglases aufgefangen werden. Anschließend wird die Probe mit dem Mikroskop untersucht.
Wurde ein behandlungsbedürftiger Befall nachgewiesen, wird das entsprechende Anthelminthikum („Wurmkur“) verordnet.
Therapie (Behandlung)
Grundsätzlich richtet sich die Behandlung immer nach dem Befund. Je nach Wurm- oder Einzellernachweis, wird eine spezifische Behandlung empfohlen.
Unsere Schildkröten leiden in der Regel stets an einem Rundwurmbefall, wo Panacur in Form von Suspension oder Tabletten das Mittel der Wahl ist. Die genaue Dosierung und Behandlungsdauer erläutert Ihr Fachtierarzt gerne mit Ihnen. Der Wirkstoff Ivermectin darf auf keinen Fall zum Einsatz kommen, denn dieser ist nicht nur tödlich für Parasiten sondern auch für Schildkröten!
Ätiologie (Ursache)
Schildkröten infizieren sich fast ausschließlich oral, über die Aufnahme von, mit Parasiteneiern kontaminierter, Nahrung. Dies wird auch als alimentäre Infektion bezeichnet. Dabei werden die Eier mit abgeschluckt und gelangen so in den Verdauungstrakt der Schildkröte. Dort angekommen, entwickeln sich aus den Eiern die Larven und schließlich die adulten Würmer. Manche Wurmarten weisen auch kompliziertere Entwicklungszyklen auf.
Häufigste Ursachen für einen Wurmbefall:
- Schwächung des Immunsystems
- Stress durch Platzmangel/zu viele Schildkröten
- Stress durch männliche Partner
- Stress durch ständiges Hin- und Hertragen
- Falsche (zu niedrige) Temperaturen
- Gestörte Darmflora
- Falsche Ernährung
- Mangelnde Hygiene
- Unzureichende Säuberung der Anlage
- Verunreinigungen durch Ausscheidungen -> Reinfektionen
Man kann also behaupten, dass ein mittel- bis hochgradiger Wurmbefall meist auf Haltungsfehler zurückzuführen ist!
Prophylaxe (Vorbeugung)
Gerade im Bezug auf die Winterstarre ist es unbedingt nötig, frühzeitig (am besten schon im Juli) den Kot auf Endoparasiten untersuchen zu lassen!
Gründsätzlich kann durch folgende Punkte ein Parasitenbefall vermieden werden.
- Stressfaktoren vermeiden (zu viele Tiere/zu wenig Platz)
- Landschildkröten argerecht halten und ernähren
- nur gleiche Arten zusammen halten
- bei einem Neuzugang ausreichende Quarantänezeit einhalten
- Winterstarre regelmäßig durchführen
- Anlagen regelmäßig säubern
Prognose (Aussicht auf Heilung)
Ein endoparasitärer Befall lässt sich mit den entsprechenden Medikamenten in der Regel gut behandeln. Gefährlich wird es allerdings, wenn eine Schildkröte mit massivem Befall eingewintert wird, da sich die Parasiten weiter vermehren können und die toxischen Stoffwechselendprodukte sowie absterbende Würmer das Wirtstier auf Dauer vergiften.
Übertragung (Ansteckungsgefahr)
Endoparasitosen sind für andere Schildkröten ansteckend und je nach Wurmart auch auf andere Tiere und den Menschen übertragbar.