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Natürlicher Lebensraum

Die mediterranen Landschildkröten gehören allesamt der Gattung Testudo an, stellen aber keine eigene Gattung in dem Sinne dar. Testudo ist die wissenschaftliche Bezeichnung der Paläarktischen Landschildkröten, umgangssprachlich auch als Europäische Landschildkröten bezeichnet. Letzteres ist insofern nicht korrekt, als dass die Arten der Gattung Testudo nicht nur in Europa, sondern auch im westlichen Asien und nördlichen Afrika beheimatet sind. Die Paläarktis fasst diese Kontinente zusammen. Daher ist die korrekte deutsche Bezeichnung der Gattung Testudo: Paläarktische Landschildkröten

Die Verbreitung der mediterranen Landschildkröten erstreckt sich über Südwest-Europa, Süd-Europa, Südost-Europa, Nordwest-Afrika und Nord-Afrika.

Die Verbreitung der mediterranen Landschildkröten erstreckt sich über Südwest-Europa, Süd-Europa, Südost-Europa, Nordwest-Afrika und Nord-Afrika.

Da unsere Europäischen Landschildkröten aus dem mediterranen Raum aber nicht viel mit dem asiatischen und afrikanischen Kontinent und den dort vorherrschenden Bedingungen zutun haben, gehen wir darauf auch nicht näher ein. Es handelt sich dabei um die Steppen- oder Vierzehenschildkröte (Testudo horsfieldii Gray, 1844), einige Vertreter der Maurischen Landschildkröte (Testudo graeca Linnaeus, 1758) sowie um die Ägyptische Landschildkröte (Testudo kleinmanni Lortet, 1883), die allesamt nicht in mediterranen Gebieten vorkommen.

Vorkommen der mediterranen Arten der europäischen Landschildkröten

Zu den mediterranen Arten werden jene Arten gezählt, dessen natürliches Vorkommen in Verbindung zum Mittelmeer steht und durch dieses klimatisch beeinflusst wird. Dazu zählen die im Folgenden aufgeführten Arten:

Ägyptische Landschildkröte
Testudo kleinmanni (Lortet, 1883)

Verbreitungsgebiete

Natürliches Vorkommen der Ägyptischen Landschildkröte (Testudo kleinmanni). (C) Dominik Müller

Natürliches Vorkommen der Ägyptischen Landschildkröte (Testudo kleinmanni). (C) Dominik Müller

Die Ägyptische Landschildkröte besiedelt ausschließlich küstennahe Zonen von Libyen und Ägypten. Es sind nur noch wenige zerstreute Populationen vorhanden.

Natürliche Lebensweise im Habitat

Sie bewohnt wüsten- und steppenartige Gebiete in direkter Küstennähe. Die helle, wüstenähnliche Färbung des Panzers schützt sie vor den extremem Sonnenstrahlen. Im Sommer, wenn es zu heiß wird, hält diese Art von etwa Juni bis August eine Sommerruhe (Ästivation). Im Winter ist die Ägyptische Landschildkröte, bei Temperaturen von über 15°C weiterhin aktiv, hält also keine direkte Winterruhe. An kalten Tagen bzw. nachts, gräbt sie sich ein, um sich vor möglichem Frost zu schützen. Das Frühjahr ist die Hauptaktivitätsphase, da zu dieser Jahreszeit das größte Nahrungsangebot besteht.

Die Haltung der Ägyptischen Landschildkröte unterscheidet sich von anderen mediterranen Vertretern deutlich, da diese Art wesentlich heißere und trockenere Bedingungen benötigt, die auf unsere Webseite nicht beschrieben werden!

Breitrandschildkröte
Testudo marginata (Schoepf, 1792)

Verbreitungsgebiete

Natürliches Vorkommen der Breitrandschildkröte (Testudo marginata). (C) Dominik Müller

Natürliches Vorkommen der Breitrandschildkröte (Testudo marginata). (C) Dominik Müller

Das natürliche Vorkommen der Breitrandschildkröte ist das südliche Griechenland vom Peloponnes bis zum Olymp und das angrenzende südliche Albanien. Daneben gibt es kleine, inselartige Vorkommen auf den Ägäischen Inseln. In einigen Regionen Italiens ist die Breitrandschildkröte eingebürgert. Dazu zählen die Vorkommen im Nordosten von Sardinien und eine isolierte Population in der Toskana.

Natürliche Lebensweise im Habitat

Die Breitrandschildkröte ist in gebirgigen Lebensräumen beheimatet. Sie kommt in Höhen von bis zu 1600 Metern vor. Den Tieren kommt die dunkle Färbung des Rückenpanzers zugute, die ihnen in kurzer Zeit die Absorption von viel Wärme ermöglicht, um so auf die notwendige Körpertemperatur zu kommen. Die ziemlich helle Unterseite verhindert wiederum die Wärmeabstrahlung auf dem kalten Erdreich. Gleichzeitig kann der massereiche Körper die Wärme lange speichern. Hauptnahrung sind die Pflanzen auf den Wiesen ihrer mediterranen Heimat. Am frühen Vormittag verlassen sie ihren nächtlichen Unterschlupf und lassen sich zuerst von der Sonne erwärmen. Danach suchen sie ihre Fressplätze auf. Grundsätzlich sind die Tiere Pflanzenfresser, tierisches Eiweiß wird insbesondere bei Nahrungsmangel jedoch auch nicht verschmäht, das gilt vor allem für Jungtiere und trächtige Weibchen. So werden hin und wieder auch Regenwürmer und Schnecken aufgenommen, was jedoch keinesfalls bedeutet, dass wir unsere mediterranen Landschildkröten mit Fleisch ernähren sollten! Die heiße Mittagszeit verbringen sie in ihren Verstecken, die sie meist erst wieder in den späten Nachmittagstunden verlassen.

Dalmatinische Landschildkröte
Testudo hermanni boettgeri var. hercegovinensis (Werner, 1899)

Verbreitungsgebiete

Natürliches Vorkommen der Dalmatinischen Landschildkröte (Testudo hermanni boettgero var. hercegovinensis). (C) Dominik Müller

Natürliches Vorkommen der Dalmatinischen Landschildkröte (Testudo hermanni boettgero var. hercegovinensis). (C) Dominik Müller

Die Dalmatinische Landschildkröte ist in den östlichen Küstenzonen der Adria in Teilen des ehemaligen Dalmatiens, Kroatiens, Bosnien-Herzegowinas und Montenegros beheimatet.

Natürliche Lebensweise im Habitat

Siehe Testudo hermanni

Griechische Landschildkröte
Testudo hermanni
(Gmelin, 1789)

Verbreitungsgebiete

Natürliches Vorkommen der Griechischen Landschildkröte (Testudo hermanni). (C) Dominik Müller

Natürliches Vorkommen der Griechischen Landschildkröte (Testudo hermanni). (C) Dominik Müller

Natürliche Lebensweise im Habitat

Die Griechische Landschildkröte besiedelt fast alle Vegetationsformen im Mittelmeerraum. Sie bewohnt lichte Kiefern- und Korkeichenwälder, Hecken-, Strauch- und Heidelandschaften (Macchia, Garrigue), sowie Kulturflächen wie Wiesen, Oliven- und Zitrushaine, Ackerland und Gärten.

Nach Ende der Winterstarre im März/April nutzen die Tiere ihre aktive Zeit hauptsächlich zum Sonnenbad in den warmen Vormittagsstunden. Die Hauptaktivitätsphase liegt im Mai beziehungsweise Juni. Jetzt kommt es zu gesteigerter Nahrungsaufnahme und Vermehrung. Die sommerliche Hitze in den Monaten Juli und August zwingt die Tiere zu einem geteilten Tagesrhythmus, mit einem Rückzug in kühle Verstecke während der heißen Mittagszeit. Im Herbst (September/Oktober) geht die Aktivität deutlich zurück.

Jungtiere verbringen die ersten Lebensjahre verborgen im Bereich von Hecken und Büschen. Wegen ihrer geringen Körpergröße stellt Überhitzung und Austrocknung für sie eine wesentlich größere Gefahr dar als für erwachsene Schildkröten. Sie sind daher eher an bedeckten Tagen und in den kühleren Tages- und Jahreszeiten aktiv.

Aufgenommen wird eine Vielzahl von ein- und mehrjährigen Pflanzen aus einem breiten Spektrum von Pflanzenfamilien. Nahrungsvorlieben sind dabei deutlich feststellbar. So machten bei einer Untersuchung in Korsika nur neun Pflanzenarten den Hauptnahrungsanteil von 62 Prozent aus. Das sind, in der Reihenfolge der Beliebtheit, Vertreter von Korbblütlern (Asteraceae), Hülsenfrüchtlern (Fabaceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae), Aronstabgewächsen (Araceae), Glockenblumengewächsen (Campanulaceae), Windengewächsen (Convolvulaceae) und Rötegewächsen (Rubiaceae). Überwiegend (ca. 70 %) werden die Blätter der Pflanzen gefressen, aber auch Blüten, Früchte und in geringem Maße Stängel. Darüber hinaus wurden die Tiere beim Aufnehmen von Wirbellosen (z. B. Gehäuseschnecken und kleineren Nacktschnecken), Aas und Kot von Wirbeltieren, kleinen Steinchen und dem Eidotter und Eiweiß zerborstener Vogeleier beobachtet, was jedoch keinesfalls bedeutet, dass wir unsere mediterranen Landschildkröten tierisch ernähren sollten! Aromatisch duftende Pflanzen wie Lavendel und Thymian werden nicht gefressen.

Unterarten der Maurischen Landschildkröte
Testudo graeca (Linnaeus, 1758), die im mediterranen Raum beheimatet sind

Verbreitungsgebiete

Natürliches Vorkommen der Maurischen Landschildkröte (Testudo graeca). (C) Dominik Müller

Natürliches Vorkommen der Maurischen Landschildkröte (Testudo graeca). (C) Dominik Müller

Die Maurische Landschildkröte besiedelt ein riesiges, stark zerrissenes Verbreitungsgebiet. Es erstreckt sich über 27 Staatsgebiete, von der Atlantikküste im Westen Marokkos bis in die östlichen Teile Irans. Die Art lebt dabei unter sehr unterschiedlichen Klimabedingungen, dem vergleichsweise ausgeglichenen Mittelmeerklima und den extremen Wetterbedingungen der asiatischen Steppen mit glühendheißen Sommern und monatelangem Frost im Winter. Auch die besiedelten Lebensräume unterscheiden sich stark, von feuchten Sumpfrandgebieten über Heide- und Graslandschaften, lichten Wäldern, sandigen Dünenlandschaften bis hin zu wenig bewachsenen, trockenen Steppen und Halbwüsten.

Aufgenommen wird eine Vielzahl von ein- und mehrjährigen Pflanzen aus einem breiten Spektrum von Pflanzenfamilien. In der Doñana wurde eine Aufnahme von 86 Pflanzenarten aus 26 Familien beobachtet, vor allem Vertreter der Süßgräser (Gramineae), Korbblütler (Asteraceae), Hülsenfrüchtler (Leguminosae), Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) und Nelkengewächse (Caryophyllaceae). Bei ausreichendem Nahrungsangebot, meist im Frühjahr zeigen sich deutliche Nahrungsvorlieben für bestimmte Pflanzenarten. In Dagestan wurde im Mageninhalt von 62 Tieren ein Anteil von 97 Prozent der vergleichsweise proteinreichen Leguminosen festgestellt. Das sind zum Beispiel wilde Wicken und Klee. Außerdem werden bevorzugt die nahrhafteren Teile aufgenommen, Knospen, Blüten, Früchte mit Samen. Bei Nahrungsmangel, vor allem während der heißen Sommermonate, werden aber auch vertrocknete, wenig nahrhafte Pflanzen und Pflanzenteile, teilweise sogar Giftpflanzen aufgenommen und verwertet. Insbesondere dann wurden im Mageninhalt und Kot auch Reste von Wirbellosen (z. B. Gehäuseschnecken und Insekten) und Kot anderer Tiere nachgewiesen. Weibchen nehmen mehr tierische Bestandteile auf als Männchen und Jungtiere. Dies bedeutet jedoch keinesfalls, dass wir unsere mediterranen Landschildkröten tierisch ernähren sollten!

Natürliche Lebensweise im Habitat

Maurische Landschildkröten sind ausschließlich tagaktive Reptilien, die für die Verdauung ihrer Nahrung auf die Zufuhr von Sonnenenergie angewiesen sind. Sie können als poikilotherme (wechselwarme) Tiere die nötige Körperwärme nicht selbst erzeugen, sondern müssen sie, ihren jeweiligen Bedürfnissen entsprechend, durch Ortswechsel von schattigen zu sonnigen Plätzen beeinflussen. Die Körpertemperaturen aktiver Tiere werden in der Literatur mit 22 bis 37 °C angegeben. Für die einwandfreie Verdauung ihrer faserreichen Nahrung benötigen sie für einige Stunden am Tag sogar Körpertemperaturen über 30 °C , die sie zum Beispiel durch ein morgendliches Sonnenbad auch dann erreichen, wenn die Lufttemperatur noch deutlich niedriger liegt. In der kühleren Jahreszeit kommen die Tiere meist erst am späten Vormittag zum Vorschein, sonnen sich und verschwinden wieder. Oberhalb von 40 °C geraten sie in Lebensgefahr und vergraben sich in der kühleren Erde oder suchen Felsspalten und Bauten anderer Tiere auf. In den Sommermonaten zeigen sie deshalb ein zweiphasiges Verhalten, mit Aktivität nur am kühleren Morgen und Nachmittag. In heißen, ariden Lebensräumen wird im Sommer sogar eine längere Sommerruhe (Ästivation) nötig, im südlichen Marokko etwa von Juni bis September. Unterhalb von 8 °C kommt der Stoffwechsel zum Erliegen. Auch Atmung und Herzfrequenz sind stark herabgesetzt. In manchen Teilen ihres Verbreitungsgebietes fällt die Maurische Landschildkröte deshalb oft in eine monatelange Winterstarre (Hibernation) und ist zum Teil von September bis März inaktiv und vergraben.