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Winterstarre / Winterruhe bei Landschildkröten

Europäische Landschildkröten halten die Winterstarre (Hibernation) um die Kälteperiode (also den Winter) zu überbrücken, da sie im natürlichen Lebensraum zu dieser Jahreszeit weder ihre Vorzugstemperatur von ca. 35-37°C erreichen können, noch genügend Nahrung finden. Aufgrund der niedrigen Temperaturen, welche die Schildkröten durch diese Inaktivitätsphase überbrücken, wird sie auch als Kältestarre bezeichnet.

Abgrenzung zur Winterruhe und dem Winterschlaf

In der Literatur wird die Winterstarre fälschlicherweise auch als Winterruhe oder Winterschlaf bezeichnet. Eine Winterruhe bzw. Winterschlaf halten jedoch nur solche Tiere, die ihre Körpertemperatur selbständig durch Wärmeerzeugung regulieren können (endotherme und homoiotherme Organismen), wie etwa der Braunbär oder der heimische Igel. Dabei wird die Körpertemperatur bewusst durch innere, hormonelle Einflüsse herabgesetzt, um den Winter mit Hilfe von zuvor angefressenen Nahrungsreserven zu überbrücken.

Reptilien sind jedoch als wechselwarme Lebewesen (exotherme und poikilotherme Organismen) nicht in der Lage, selbständig Wärme zu erzeugen, sondern gänzlich auf die äußeren Umweltbedingungen angewiesen. Mit Hilfe von warmer Umgebung und den wärmeintensiven Sonnenstrahlen, steigern sie ihre Körpertemperatur. Durch das Aufsuchen von Schattenplätzen oder das Vergraben in Erde, wird hingegen die Körpertemperatur herabgesetzt.

Neben der Kältestarre, halten einige Vertreter der Schildkröten auch eine sog. Hitzestarre (Aestivation genannt, auch als Sommerruhe bezeichnet), um die heiße Trockenperiode des Sommers zu überbrücken (z. B. die Ägyptische Landschildkröte oder die Vierzehenschildkröte).

Die Winterstarre ist also fester Bestandteil des natürlichen Jahreszyklus der europäischen Landschildkröten und muss auch in Gefangenschaft lebenden Schildkröten schon im 1. Lebensjahr unbedingt ermöglicht werden. Gerade bei Jungtieren ist die Winterstarre notwendig, da diese sonst zu schnell wachsen und daran erkranken. Bei ausbleibender Winterstarre wird das Hormonsystem zudem durcheinander gebracht, was den gesamten Biorhythmus und das Immunsystem stört, sodass die Schildkröten anfälliger für Erkrankungen sind.

Auslöser der Kältestarre

Landschildkröten sind, wie alle anderen Reptilien auch, wechselwarm (poikilotherm) und können ihre Körpertemperatur nicht, wie Säuger es können, selbstständig mit Hilfe von Körperfunktionen regeln, sondern sind auf die Umgebungstemperatur und vor allem die wärmende Sonne angewiesen. Die Körpertemperatur passt sich also der Umgebungstemperatur an, wie folgendes Diagramm deutlich macht:

Der Stoffwechsel arbeitet bei einer Vorzugstemperatur von ca. 35-37°C optimal und die Tiere sind aktiv. Bei kühleren Temperaturen tritt logischerweise genau das Gegenteil ein. Die Tiere bewegen sich sehr träge und der Stoffwechsel arbeitet nur sehr langsam und unvollständig. Deshalb ist es auch so wichtig, dass die Tiere immer zwischen warmen und kühleren Bereichen wählen können, um sich so auf die optimale „Betriebstemperatur“ bringen zu können.

Bei Temperaturen unter 20°C schränken die Verdauungsenzyme langsam aber stetig ihre Aktivität ein, sodass die Schildkröten bei weiter sinkenden Temperaturen immer weniger Nahrung aufnehmen. Sie stellen nach einer gewissen Zeit die Nahrungsaufnahme komplett ein und fangen an ihren Darm teilweise zu entleeren. Wenn die entsprechend niedrige Temperatur von unter 7°C erreicht wird, „fallen“ die Tiere in die Winterstarre und reduzieren ihren Stoffwechsel auf ein Minimum. Die Herzfrequenz beträgt bei 5°C Körpertemperatur nur noch 3-5 Schläge in der Minute. Auch der Sauerstoffbedarf ist in diesem Zustand stark herabgefahren, sodass nur noch wenige Atemzüge pro Minute stattfinden.

All diese Vorgänge werden durch die „innere Uhr“ der Schildkröten gesteuert, welche durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Vor allem aber durch:

Vitamin D3 (Cholecalciferol)
wird durch UV-B-Strahlung im Körper gebildet und ist u. a. für die Produktion verschiedener Hormone, die Einlagerung von Calcium in die Knochen und einige Verhaltensweisen zuständig. Der UV-B-Anteil des natürlichen Sonnenlichts nimmt allerdings im Herbst immer weiter ab und ist im Winter schließlich 1300mal geringer als im Sommer.

Serotonin (Neurotransmitter)
Serotonin ist ein Monoamin, das im Organismus als Gewebshormon bzw. als Neurotransmitter im Zentralnervensystem, Darmnervensystem (regt die Darmperistaltik an), Herz-Kreislauf-System und im Blut fungiert. Im Gehirn werden bestimmte – für den Appetit auf Nahrung zuständige – Regionen beeinflusst.

Melatonin (Hormon)
wird in der Zirbeldrüse (Epiphyse), einem Teil des Zwischenhirns aus Serotonin produziert und steuert den Tag-Nacht-Rhythmus. Bei Dunkelheit erfolgt eine erhöhte Melatoninsynthese. Deshalb soll Melatonin eine entscheidende Rolle bei der Regulation des „biologischen Zeitsinns“ haben. Bei niederen Wirbeltieren hat Melatonin einen Einfluss auf den Pigmentstoffwechsel. Als Gegenspieler des Melanophorenhormons bewirkt Melatonin eine Aufhellung der Hautfarbe.

Glucocorticoid (Zuckerhormon)
Dieses Hormon ist an der Energieversorgung des Organismus beteiligt und tritt bei der Stressbewältigung und Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus auf. Ausgelöst durch bestimmte Reize kommt es zur Ausschüttung von adrenocorticotropem Hormon, welches in der Nebennierenrinde die Synthese der Glucocorticoide aus Cholesterin stimuliert. Mit Hilfe geeigneter Transportproteine werden die verschiedenen Produkte dann über das Blut an ihre Zielorgane weitergeleitet. Die Glucocorticoide stimulieren den Stoffwechsel und lässt unsere Schildkröten von der Ruhe- in die Aktivitätsphase übergehen. Während der Hibernation ist der Glucocorticoidspiegel konstant.

Wichtiges vor der Winterstarre

  • Nur gesunde Schildkröten dürfen eine Hibernation (Winterstarre) halten. Kranke Tiere müssen behandelt und über den Winter hinweg warm gehalten werden!
  • Im Sommer sollte frischer Kot auf Darmparasiten untersucht werden und bei einem Befall die Tiere entwurmt werden!
  • Ein geeigneter Überwinterungsplatz mit ca. 5°C muss vorhanden sein (z. B. ein kalter Keller) oder geschaffen werden (z. B. Anschaffung eines separaten Kühlschranks)!
  • Schildkröten müssen sich vor der Winterstarre keine Fettreserven anfressen, sondern ihren Verdauungstrakt entlasten, weshalb sie vor der Einwinterung vermehrt Feuchtigkeit aufsuchen und abkoten!

Vorbereitung auf die Winterstarre

Wie oben bereits geschrieben, stellen sich die Schildkröten durch abnehmende Tageslänge, fallende Temperaturen (vor allem nachts), geringerer UV-B-Anteil im Sonnenlicht und auch hormonell bedingt, selbstständig auf die Winterstarre ein.

Diese selbstständige Vorbereitung kann jedoch nur stattfinden, wenn die Tiere draußen in ihrem Freilandgehege gehalten werden. Da bei uns in Deutschland bekanntlich kein mediterranes Klima herrscht und es somit wesentlich früher kälter wird als im Biotop der Tiere, müssen wir die Aktivität mit Hilfe eines Frühbeets oder Gewächshauses, künstlich verlängern. Natürlich muss das Frühbeet/Gewächshaus auch geeignet sein und mit der entsprechenden Technik versehen werden (siehe dazu auch Freilandanlage).

In diesen beheizten Schutzhütten werden die Schildkröten bis ca. Mitte Oktober warm und somit aktiv gehalten (siehe obigen Plan) und schließlich durch Absenken der Temperaturen und der Wärmequelle, auf die Winterstarre vorbereitet (siehe Plan weiter unten).

Die Schildkröten verringern, bedingt durch die sinkenden Temperaturen und die stetig kürzer werdenden Tage, selbständig die Nahrungsaufnahme, bis sie schließlich gar keine Nahrung mehr aufnehmen, aber noch mehr oder weniger aktiv sind. D.h. sie ruhen bereits die meiste Zeit, wärmen sich aber trotzdem noch auf und bewegen sich gelegentlich umher. Dadurch wird die Menge des Darminhalts um etwa die Hälfte reduziert, um die Winterstarre sozusagen nicht mit zu voll gefuttertem Bauch absolvieren zu müssen.

Die Entleerung wird von den Schildkröten durch vermehrtes Aufsuchen der Badeschalen unterstützt. Durch die teilweise Entleerung wird verhindert, dass eine zu große Menge an Nahrung im Verdauungstrakt fault und gärt, was zu schmerzhaften und auch gefährlichen Aufgasungen führen kann. Durch die vermehrten Bäder, füllen die Schildkröten außerdem nochmals ihren Wasserhaushalt für die Winterstarre auf. Ein eigenmächtiges Baden sollten Sie als Halter unterlassen, da dies nicht im Sinne einer naturnahen Haltung und Pflege ist und die Schildkröten dadurch vermehrtem Stress ausgesetzt werden. Außerdem darf der Darm auf keinen Fall vollständig entleert werden, da Ihre Schildkröten sonst während der Winterstarre schlichtweg verhungern würden, denn auch wenn der Stoffwechsel während der Winterstarre auf ein Minimum reduziert ist, benötigen die Tiere dennoch in geringen Mengen Nährstoffe!

Die Vorbereitung auf die Winterstarre verläuft bei jedem Tier unterschiedlich und dauert 3 bis 6 Wochen. Die einen stellen die Nahrungsaufnahme früher ein, die anderen später. Andere sind länger aktiv, andere tauchen früher ab.

Sind die Temperaturen schließlich konstant tief, lassen sich die Schildkröten nicht mehr blicken. Jetzt beginnt die eigentliche Winterstarre der Tiere.

Drosselung der Beleuchtung & Temperatur

Damit sich die Schildkröten während der Vorbereitung auch optimal auf die Winterstarre einstellen, habe ich einen 4-wöchigen Plan entwickelt, der allerdings nicht auf jedes Tier zutreffend sein kann, denn, wie bereits zuvor geschrieben, dauert es bei den einen Individuen nicht so lange und bei anderen etwas länger, bis sie die Nahrungsaufnahme einstellen und schließlich inaktiv werden.

Wochenplan zur Vorbereitung

Wenn die Schildkröten die Nahrungsaufnahme eingestellt haben, benötigen sie zur teilweisen Entleerung des Darms noch etwa 2 bis 3 Wochen. Das heißt, dass nach dem Einstellen der Nahrungsaufnahme noch ca. 2 Wochen vergehen sollten, bevor die Tiere eingewintert werden. Schildkröten dürfen weder mit prall gefülltem, noch mit völlig leerem Verdauungstrakt eingewintert werden!

Woche 1
  • Die Grundbeleuchtung muss im Freien logischerweise nicht reduziert werden, da die Tage automatisch kürzer werden.
  • Der Wärmestrahler (z. B. Spotstrahler) ist 5 Stunden angeschaltet.
  • Die Umgebungstemperatur beträgt tagsüber ca. 20°C und nachts ca. 12°C.
Woche 2
  • Der Wärmestrahler ist 4 Stunden angeschaltet.
  • Umgebungstemperatur tagsüber auf 17°C und nachts auf 10°C reduzieren.
  • Die Tiere nehmen weniger Nahrung auf.
Woche 3
  • Wärmestrahler auf 3 Stunden reduzieren.
  • Umgebungstemperatur tagsüber auf 15°C und nachts auf 8°C reduzieren.
  • Die Tiere stellen die Nahrungsaufnahme langsam ein.
  • Ab der 3. Woche sind die Tiere schon relativ inaktiv.
Woche 4
  • Wärmestrahler auf 2 Stunden reduzieren.
  • Umgebungstemperatur tagsüber auf 10°C und nachts auf ca. 6°C reduzieren.
  • Es findet keine Nahrungsaufnahme mehr statt.
  • Die Überwinterungsboxen sollten nun schon bereit stehen.

Vorbereitung im Haus (Terrarium)

Viele Halter möchten ihre Jungtiere im Herbst und Frühling im Terrarium halten, weil sie sie dort laut eigener Aussagen besser kontrollieren können als in einem Freilandgehege. Diese Art von Vorbereitung halte ich persönlich für weniger geeignet. Sie ist außerdem nur praktizierbar, wenn ein entsprechender Raum vorhanden ist, in dem die gesamte Umgebungstemperatur runtergefahren werden kann. In einem normalgeheizten Raum ist dies nicht möglich – gerade die tiefen Nachttemperaturen sind wichtig für die Vorbereitung!

Die obigen Pläne können hier ebenfalls als kleine Richtlinie genutzt werden. Der einzige Unterschied ist der, dass im Haus auch die Beleuchtung (also die Grundhelligkeit), z. B. der HQI-Strahler, runtergefahren werden muss. Hier können Sie sich nach der „echten“ Sonne richten und die Tage somit auch im Haus stetig verkürzen.

Verschiedene Überwinterungsmöglichkeiten

Hier gibt es mehrere Methoden, die von verschiedenen Züchtern erfolgreich praktiziert werden. Zwei solcher Methoden möchte ich Ihnen hier vorstellen:

Frühbeet- bzw. Gewächshausmethode

Eine Überwinterung im Frühbeet oder Gewächshaus stellt wohl die natürlichste Methode dar. Allerdings bedarf es hierfür einer speziellen Überwinterungsgrube, die unter dem Frühbeet/Gewächshaus angelegt werden muss. Diese Überwinterungsgrube muss frostsicher sein und Schutz vor Fressfeinden bieten. Um den Frostschutz zu gewährleisten, sollte die Grube eine Tiefe von 80-90cm aufweisen. Damit keine Fressfeinde an die Tiere kommen, sollte der Frühbeetkasten/das Gewächshaus auf einem Fundament platziert sein, welches rundherum Schutz bietet. Am Grund der Überwinterungsgrube sollte ein engmaschiger Draht ausgelegt werden. Damit sich bei den eingegrabenen Tieren kein Wasser sammelt, wird über dem Draht eine Drainage aus grobem Schotter angelegt. Um die Temperaturen in der Grube während der Überwinterung überprüfen zu können, sollte man einen Temperaturfühler in der Überwinterungsgrube installieren. Auf die Drainage kommt nun das Substrat in das sich die Schildkröten vergraben können. Es besteht in unseren Schutzhütten aus humoser Gartenerde und Kokosfasersubstrat, welches leicht feucht gehalten werden kann. Sind die Schildkröten nun alle in dieser Überwinterungsgrube vergraben und lassen sich nicht mehr blicken, wird das Frühbeet/Gewächshaus mit feuchtem Buchenlaub, das wie eine Dämmung wirkt, aufgefüllt. Dies ist wichtig, weil meist nicht die tiefen sondern die hohen Temperaturen bei Sonneneinstrahlung die Gefahr darstellen. Steigt die Temperatur im Inneren stark an, graben sich die Schildkröten wieder nach oben. Fallen dann die Temperaturen nachts wieder in den Keller, besteht die Gefahr, dass sich die Tiere nicht rechtzeitig tief genug vergraben können und somit erfrieren. Es empfiehlt sich also dringend, dass Frühbeet/Gewächshaus zu beschatten!

Messungen von Thorsten Horn zeigen, dass die Temperaturen in der Erde, trotz hoher Außenschwankungen (von z. T. unter -10°C und über +10°C), relativ konstant bei +5°C liegen.

Kühlschrankmethode

Diese Methode wird immer häufiger praktiziert, da viele Halter den Tieren keinen geeigneten Überwinterungsplatz bieten können. Entweder ist kein ausreichend kühler Keller vorhanden oder das Frühbeet/Gewächshaus nicht entsprechend dafür angelegt. Der Vorteil bei der Überwinterung im Kühlschrank ist der, das man schnell und unkompliziert eine Kontrolle durchführen kann und die Temperatur entsprechend einstellen kann. Hier ist jedoch nicht jeder Kühlschrank geeignet, denn er muss die erforderliche Temperatur von 3,5 bis 6,5°C halten und erschütterungsfrei laufen. Selbstverständlich muss für die Überwinterung ein separater Kühlschrank verwendet werden. Eine Überwinterung im Küchenkühlschrank ist 1. aus hygienischen Gründen und 2. aufgrund des täglichen Öffnens und den daraus resultierenden Erschütterungen absoluter Nonsens! Die Schildkröten bereiten sich in ihrem Frühbeet/Gewächshaus selbstständig auf die Winterstarre vor. Während der Vorbereitung wird der Kühlschrank so eingestellt, dass im Inneren Temperaturen von ca. 5°C herrschen. Sind die Tiere inaktiv, kommen also nicht mehr aus ihrem Versteck hervor, werden die Überwinterungskisten vorbereitet.

Als Überwinterungskisten verwenden wir Plastikboxen, welche rundherum mit Löchern versehen sind, damit die Luft zirkulieren kann und sich keine Staunässe bildet. Das Substrat besteht aus humusreicher, lockerer Gartenerde und ist etwas tiefer als die Schildkröte hoch ist. Sind diese Boxen vorbereitet, werden sie schon einmal für einige Stunden in den Kühlschrank gestellt und nochmals die Temperatur geprüft.

Die im Frühbeet/Gewächshaus schon ruhenden Schildkröten werden nun früh am Morgen in die Überwinterungsboxen auf das Substrat gesetzt. Der Rest der Box wird mit feuchtem (nicht nassem!) Buchenlaub aufgefüllt und schließlich mit einem Gitter versehen, damit die Schildkröten, falls sie aus unerwarteten Gründen wach werden sollten, nicht herausklettern und sich verletzen können. Am Abend wird nochmal vorsichtig nachgesehen ob auch wirklich alle ruhen.

Wichtig ist, dass nicht zu viele Tiere in eine Box „gepackt“ werden! Ausgewachsene Tiere überwintern bei uns in je einer eigenen Box. Bei Jungtieren handhaben wir es so, dass 3-5 Tiere (je nach Größe) in eine Box kommen. Die Schildkröten sollten sich während der Winterstarre nicht berühren, da dies die anderen Tiere stört und bei einer unerkannten Krankheit zu Problemen führen kann.

Wichtiges während der Winterstarre

  • Die Temperatur muss regelmäßig überprüft werden. Sie darf höchstens zwischen 3,5 und 6,5 °C schwanken.
  • Das Substrat muss immer leicht bis mäßig feucht sein und ebenfalls regelmäßig überprüft werden. Es empfiehlt sich im Kühlschrank einige nasse Handtücher zwischen die Boxen zu legen.
  • Untersuchen und wiegen sie ihre Tiere ca. alle 4 Wochen zügig und ohne großen Temperaturunterschied. Erschrecken Sie nicht, wenn ihnen keine Atmung auffällt – diese ist während der Winterstarre stark herabgesetzt.
  • Überprüfen sie durch mehrmaliges, vorsichtiges Anstupsen der Hinterbeine, ob die Tiere noch reagieren und schauen Sie sich auch den Bauchpanzer an. Weist dieser deutliche rote Flecken auf, sollte das Tier ausgewintert werden – es besteht die Gefahr einer Sepsis (Blutvergiftung) oder Erfrierung. Ein Gewichtsverlust von max. 10% während der gesamten Winterstarre ist noch im Rahmen. Nimmt ein Tier mehr als 10% ab, muss auch hier die Winterstarre abgebrochen werden. Meist ist eine zu trockene Überwinterung daran schuld!
  • Öffnen Sie die Kühlschranktür 1 bis 2mal in der Woche für etwa 30 sek, um einen Luftaustausch zu gewährleisten.
  • Nicht zu viele Tiere in einer Box/Kiste überwintern – die Tiere sollten sich nicht berühren!

Länge/Dauer der Hibernation

Die Dauer der Winterstarre hängt von der Herkunft – jedoch nicht vom Alter – der Tiere ab. Aus tiefliegenden Gebieten oder Küstennähe stammende Exemplare sind i. d. R. an eine 3 bis 4 monatige Winterstarre angepasst. Tiere aus höher gelegenen und somit kühleren Gebieten halte eine Winterstarre von 4 bis zum Teil 5 Monaten. Sollten Sie nicht wissen, aus welchem Gebiet Ihre mediterranen Landschildkröten kommen, so ist der Mittelwert der genannten Zeitspannen (also 4 Monate) zu wählen.

Jungtiere sollten eine genauso lange Winterstarre halten wie adulte Tiere, da sie ansonsten schneller wachsen würden, was zu krankhaften Problem führen kann. Sehr selten kommt es bei Schlüpflingen zu Ausfällen während der Winterstarre (ca. 1-2 Tiere in 3 Jahren Zucht), jedoch sehe ich dies eher als natürliche Auslese an. Diese Tiere sind nicht zu 100 % lebensfähig und würden vermutlich bei der nächsten Winterstarre auf der Strecke bleiben. Aus diesem Grund verkaufen wir unsere Nachzuchten auch erst nach der 1. Winterstarre. Dann können wir auch wirklich sicher sein, dass die Tiere vollkommen gesund und fit sind und sie mit gutem Gewissen an die neuen Halter abgeben.

Beendigung der Winterstarre (Auswinterung)

Bei der Überwinterungsmethode im Frühbeet oder Gewächshaus wird die Aktivphase durch äußere Einflüsse, sprich anheben der Temperatur und Anschalten der Spotstrahler im Frühbeet/Gewächshaus, eingeläutet. Zunehmende Tageslänge, steigende Temperaturen, vermehrter UV-B-Anteil im Sonnenlicht und verschiedene Hormone führen dazu, dass sich die Tiere an die Oberfläche graben und ihr erstes Sonnenbad genießen. Die Aufwachphase, in der die Tiere immer mal wieder abtauchen und sich wieder ausgraben, dauert etwa eine Woche. Eine Nahrungsaufnahme findet meist erst nach dieser Phase statt. Männliche Schildkröten erwachen etwas früher aus der Winterstarre, da sie schon Ausschau nach Weibchen halten – im Frühjahr ist die Hauptpaarungszeit mediterraner Landschildkröten. Die Beleuchtungsdauer und Temperatur im Frühbeet/Gewächshaus wird nach dem Erwachen stetig angehoben bzw. den Werten, die im natürlichen Lebensraum herrschen, angepasst – siehe dazu auf den weiter oben zu findenden Plan!

Mediterrane Landschildkröten Mediterrane Landschildkröten

Werden die Schildkröten im Kühlschrank überwintert, muss man logischerweise manuell die Aufwachphase einleiten. Der Kühlschrank wird gegen Ende März langsam jeden 3. Tag niedriger gestellt, sodass die Temperatur im Inneren von 5°C auf 8°C bis hin zu 12°C steigt. Am 4. Tag nehmen wir dann die Überwinterungsboxen mit den Tiere heraus und stellen diese in einen hellen aber kühlen Raum, indem Temperaturen von ca. 15 °C (tagsüber) und 12 °C (nachts) herrschen. Die Tiere werden unterschiedlich schnell wieder agil – manche bereits nach wenigen Tagen, andere erst nach einer Woche. Wenn die Tiere nun anfangen herum zu laufen und aus der Box wollen, werden sie in ihr Frühbeet/Gewächshaus gebracht.

Wichtiges nach der Winterstarre

  • Die Temperatur langsam aber stetig hochfahren!
  • Bieten Sie ihren Schildkröten handwarmes Wasser an, damit sie ihren Wasserhaushalt wieder regulieren können. Bitte zwingen Sie ihre Schildkröten jedoch nicht zum Baden!
  • Die erste Nahrungsaufnahme findet meist erst nach mehreren Tagen statt!
  • Kontrollieren Sie nochmals die Tiere und deren Gewicht, genau wie während der Winterstarre!

Das Wichtigste noch einmal zusammengefasst:

  • Im Spätsommer sollte der Kot der Landschildkröten von einem erfahrenen Tierarzt auf Endoparasiten untersucht werden.
  • Landschildkröten benötigen die Winterstarre, da diese fester Bestandteil des natürlichen Jahreszyklus‘ ist.
  • Landschildkröten müssen langsam durch Senkung der Temperatur und des Lichtes auf die Winterstarre vorbereitet werden.
  • Nur gesunde Landschildkröten dürfen überwintert werden.
  • Landschildkröten überwintern zwischen 4 und 6°C. Temperaturschwankungen sollten in jedem Fall vermieden werden, da Temperaturen unter 3°C auf Dauer gesundheitsschädlich sind. Ebenso Temperaturen über 6°C da bereits ab 7°C wieder Teile des Stoffwechselns mit der Verdauung beginnen.
  • Landschildkröten sollten während der Winterstarre regelmäßig (ca. 1x im Monat) kontrolliert und ggf. kurz gewogen werden (entfällt bei Freilandüberwinterung)
  • Landschildkröten sollten während der Vorbereitung und der eigentlichen Winterstarre nicht mehr als 10-15% ihres „Normalgewichts“ verlieren.